Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Nach der langen Zwangspause freute sich der Frauenchor der Münchner Polizei auf das erste eigene Konzert am 16. Oktober: Wir sangen für den Verein NALA e.V. Karl Jenkins´ „Adiemus – Songs of Sanctuary“. Für uns alle war das Konzert etwas Besonderes, schon allein deshalb weil wir zweieinhalb Jahre darauf gewartet haben. Für mich war es aber besonders „besonders“, weil es aus meiner Arbeit als Jugendbeamtin bei der Schwabinger Polizei entstanden ist…
Im September 2017 wurde ich abends bei einem Infostand meiner Dienststelle auf einem großen Münchner Straßenfest von einer Frau angesprochen. Sie übergab mir einen Kugelschreiber ihres Vereins NALA e.V., stellte sich als „Fadumo Korn“ vor und fragte, an wen sie sich denn wenden könne. Sie suche eine Polizistin, die den somalischen, meist geflüchteten Mädchen in ihrem Verein etwas mehr Selbstsicherheit in der Öffentlichkeit antrainieren und nebenbei die Angst vor der Polizei abbauen könne. Auf die Frage, wo die Treffen den stattfinden, antwortete sie „Hier in Schwabing“. Somit war sie bei mir genau an der richtigen Adresse.
Nach einem Telefonat, bei dem Fadumo Korn mir näheres über den Verein erzählte, besuchte ich sechs Wochen später eines der Treffen der somalischen Mädchen zwischen 17 und 22 Jahren. Ich kam in Uniform, was für mich eine absolute Ausnahme in meinem täglichen Dienst darstellt und bei den Mädchen auch erst einmal etwas Unbehagen auslöste – aber von Frau Korn ausdrücklich gewünscht war. Ich aß mit den Mädchen, ließ mir ihre teilweise grausamen Erfahrungen mit der Polizei in ihrem Heimatland oder auf der Flucht erzählen und machte mit ihnen eine Übung zur Selbstbehauptung aus einem unserer Präventionsprojekte. Die Berührungsängste verschwanden. Als ich zum Abschluss von Frau Korn eine von ihr signierte Biografie „Schwester Löwenherz“ überreicht bekam, wollte ich noch mehr für diesen Verein tun – und schlug ihr vor, mit meinem Chor über ein Benefizkonzert für NALA e.V. zu sprechen. Sie war begeistert, vor allem als ich erklärte, dass wir ein gesamtes Konzertprogramm in petto hätten, welches musikalisch gut zu Afrika passen würde.
Und nicht nur Frau Korn war begeistert, auch unsere Chorleiterin und der Vorstand – insbesondere als ich erzählte, wofür sich der Verein NALA e.V. hauptsächlich einsetzt: Die Bekämpfung weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland, Afrika und weltweit durch Aufklärung sowie durch den Aufbau von Institutionen medizinischer, psychologischer und sozialer Betreuung.
Nachdem wir für das Konzert neben unserem Chor einschließlich Pianisten und einer kleinen Percussion-Gruppe auch die Schauspielerin Monika Baumgartner (bekannt aus z.B. „Der Bergdoktor“) für die Lesung zweier Märchen von Nelson Mandela vorgesehen hatten, erwies sich die Terminfindung als schwierig. Somit konnte das Konzert erst für den Mai 2020 geplant werden – tja…
Umso glücklicher waren wir, als wir am Sonntag, den 16. Oktober 2022, in der Münchner St. Markus-Kirche im Altarraum standen, um für NALA e.V. zu singen. Die Zuhörer-Plätze waren größtenteils belegt und wir durften viele Ehrengäste aus der Polizei begrüßen. Der einzige Wermutstropfen, den wir hinnehmen mussten, war die kurzfristige Erkrankung von Monika Baumgartner. Glücklicherweise übernahm spontan Walter Moser, ein Freund unseres Chores, die Lesungen der Märchen. Fadumo Korn las aus ihrer Biografie, was bei den Zuhörern nicht nur für Beklemmung, sondern auch für eine große Spendenbereitschaft sorgte. Insgesamt wurden 1586 Euro für NALA e.V. gespendet.
„Adiemus – Songs of Sanctuary“ ist ein Musikprojekt des walisischen Komponisten Karl Jenkins, in dem er eine Fantasiesprache für Harmonie und optimalen Zusammenklang von Gesang und Instrumenten verwendet. Die neun komplett unterschiedlichen Stücke taten ihr Übriges, um die Zuhörer mit nach Afrika zu nehmen.
Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, das wohl alle in der Kirche Anwesenden während dieser knapp zwei Stunden mindestens einmal Gänsehaut bekamen, egal ob auf der „Bühne“ oder im Zuschauerraum.
Nach diesem wunderschönen Konzert freuen wir uns auf das, was da noch kommt…
Monika König, 1. Vorsitzende, Frauenchor der Münchner Polizei
